Abenteuerreisen
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Radtour 2008
Bukarest - Chisinau - Tiraspol - Odessa - Donaudelta

Rumänien/Moldawien/Transnistrien/Ukraine
22. 5. - 8. 6. 2008


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Samstag, 31. 5. 2008 - Tiraspol

5 Uhr Tagwache - die Nacht habe ich schlecht geschlafen, es war ein Säger im Zimmer. 6.30 Uhr aufgestanden und 7.30 Uhr Abfahrt nach Hinterlassen einer Spende. Es geht einer schönen Straße entlang Richtung Osten, zwischendurch dann noch ein Abstecher zum Kloster Condrita - eine sehr schöne Anlage. Werde vom Abt persönlich in Englisch begrüßt, bekomme eine Führung und werde dann noch zum Frühstück eingeladen. Weiterfahrt rechts an einem See entlang, auf Nebenstraße nach Singera, zwischendurch endet die Straße praktisch im Nichts - ca. 1 km Lehmpiste. Der Verkehr Richtung Bender/Tiraspol wird immer weniger, dafür schwarze Limousinen in beiden Richtungen Tiraspol-Chisinau. Vor Bender ist dann die interne Grenze Republik Moldau - Transnistrien. Erste Kontrolle durch transnistrische Zöllner, die das gesamte Gepäck penibel durchkontrollieren, alles o.k. Ein weiterer Beamter will Geld, lässt mich dann aber zur Registratur gehen. Vorher werde ich aber von einem dritten Beamten abgefangen und in eine Kabine geführt - neuerliche Kontrolle. Leerung sämtlicher Geldtaschen, Kontrolle der Devisen, die von mir ca. angegebene Euro-Summe ist dann um etwa 20 Euro zuviel, der eine moldawische Lei, eine ukrainischer Griwna (beides im Cent-Bereich) und fünf rumänische Lei (etwas über 1 Euro) sind von mir nicht genannt worden - das und mein kleines Taschenmesser sind dann der fadenscheinige Grund, mich eine halbe Stunde lang festzuhalten und mit Arrest zu bedrohen, wenn ich nicht 150 Euro zahle - schlussendlich zahle ich 55 Euro - wahrscheinlich sein Monatslohn. Mein konfisziertes Taschenmesser schnappe ich mir in einem unbeobachteten Augenblick wieder. Aber das Außenministerium warnt ja vor Reisen nach Transnistrien, keinerlei diplomatische Vertretung und das wissen die dann ganz genau; im Hotel in Tiraspol meinten sie, dass das jetzt wieder überhand nehme - also nicht so rosig wie in einem Radler-Reisebericht vom Sommer 2005 von Buzz beschrieben.
Willkommen in Transnistrien, von so gut wie keinem Staat der Welt anerkannt - etwas frustriert radle ich nach Bender. Es ist immer wieder Polizei zu sehen, vor einer Brücke ist ein Panzer unter Tarnnetzen - nur nicht zuviel umschauen. Ankunft in der Hauptstadt Tiraspol um 19.30 Uhr. Beim Fotografieren sollte man sehr aufpassen, beim Regierungsgebäude mit Hammer- und Sichel-Symbol stürzt gleich ein Soldat heraus und schreit mich an „GO“. Die Polizei stoppt immer wieder einheimische Fahrer um diese zu kontrollieren.
Die Hotelsuche gestaltet sich nicht so einfach, das im Reiseführer genannte Hotel Drushba ist geschlossen und die Verständigung ist sehr sehr schwierig, angeblich gibt es nur zwei Hotels, ich lande schließlich nach mehrmaligem Fragen im besseren, dem Hotel Timoty, 3 Sterne. An der Rezeption wird Englisch gesprochen, das schöne Zimmer kostet 50 Euro inkl. Frühstück. Soweit o.k., die Lust auf zwei Nächte in Transnistrien ist mir ohnehin vergangen.
Abends mache ich einen Bummel in die Altstadt und gehe ins Restaurant Eilenburg, eine der ersten Adressen hier, gut essen. Hier beobachte ich dann folgende Situation: Ein junges Mädchen wird, mit hinten verschränkten Händen, von einem Mann aus dem Lokal abgeführt und in einen schwarzen Kleinbus mit Vorhängen gesetzt. Daneben steht eine neue dicke Mercedes Luxus-Limousine ohne Kennzeichen. Mir fällt sofort wieder die Begebenheit im Hotel in Chisinau ein - Zwangsprostitution und Mädchenhandel. Nach einer halben Stunde zahle ich und schlendere am Bus vorbei Richtung Hauptplatz um dann kehrtzumachen und der Hauptstraße entlang Richtung Hotel zu gehen. 5 Minuten später fährt der Mercedes ohne Kennzeichen an mir vorbei - ein mulmiges Gefühl kommt wir hoch.
In der Nacht schlafe ich schlecht und denke ständig an den morgigen Grenzübertritt.



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