Abenteuerreisen
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Radtour 2008
Bukarest - Chisinau - Tiraspol - Odessa - Donaudelta

Rumänien/Moldawien/Transnistrien/Ukraine
22. 5. - 8. 6. 2008


Teil 1 - Bukarest - Chisinau Teil 2 - Moldawien / Republik Moldau

Donnerstag, 22. 5. 2008 - Start in Bukarest - 117 km

Und auch heuer kann ich niemanden dazu bewegen, mit mir im „Wilden Osten“ zu radeln, so geht's wieder alleine auf Tour. Wobei's dieses Jahr irgendwie besonders schwierig ist, eine Entscheidung für eine Route/Richtung zu treffen und zusätzlich noch, ob schnurstracks zu einem Ziel oder doch mehr von Land und Leuten zu sehen. Ich habe mich dann für einen „Rundkurs“ entschieden, wo ich von Moldawien mehr sehe und auch noch das Donaudelta. Aber jetzt mehr ...

Bukarest
Ankunft beim kleinen Stadtflughafen in Bukarest und Fahrt Richtung Nordosten

Abfahrt um 0.45 Uhr in der Nacht mit dem Auto von Salzburg zum Flughafen Wien Schwechat, mit dem ersten Zwischenerlebnis eines riesigen Staus auf der Autobahn, nach langer Warterei dann am Pannenstreifen vorgefahren, um den Flieger nicht zu verpassen. Flug mit der Skyeurope nach Bukarest (übrigens sehr günstige Preise, wenn früh genug gebucht wird, das Fahrrad fliegt um 20 Euro je Strecke mit). Das Deponieren des Kartons am Flughafen gestaltet sich aber etwas schwierig. Start dann um 11 Uhr Richtung NO, viel Verkehr, der sich dann nach 29 Kilometern sehr lichtet, auf gelben und weißen Straßen geht's über Gradistea, Urziceni nach Pogoanele. An den kleineren Straßen sind immer wieder Baumalleen, mit dem sonnigen Wetter und ein paar Regentropfen zwischendurch so richtig angenehm. Von Urziceni aus sind es noch 40 km nach Pogoanele, die ich noch unbedingt machen will, um am darauffolgenden Tag das Ziel Galati zu erreichen. Eintreffen um 19 Uhr in Pogoanele, laut Karte eine kleinere Stadt, es sind allerdings nur niedrige EFH und Bauernhäuser da, kein Hotel, keine Pension oder Zimmer ... Beim ersten Fragen bekomme ich den Tipp 45 km in die nächste Stadt zu fahren (eh nur eine halbe Stunde), beim zweiten Fragen ladet mich eine nette rumänische Familie dankenswerterweise für eine Nacht zu sich ein, sie können leider kein Englisch. Ich erlebe so richtig rumänische Gastfreundschaft mit einem einfachen Abendessen, dem Zimmer des Sohnes und Plumps-Klo draussen im Hof. Geld wollen sie keines nehmen - ich hinterlasse ihnen aber eines am Kopfpolster.

Bukarest
Zwischendurch gibt es in den Dörfern immer wieder kleine Luxushäuser

Pogoanele
Meine Gastgeber-Familie in Pogoanele

Freitag, 23. 5. 2008 - 149 km

Start um 8.20 Uhr ostwärts auf idyllischen asphaltierten Landstraßen, immer wieder Dörfer, fast keine Autos, viele Pferdefuhrwerke und von den Einheimischen werde ich fast wie ein Außerirdischer angeschaut. Die Straßenkarte aus meinem Rumänienführer reicht vollauf, alles droben, weitere mögliche Straßen sind unasphaltiert. Zwischendurch gibt's Brunnen zum Erfrischen, Temperatur 26-29 Grad C. Von Insuratei ganz kurze Strecke auf der Hauptstraße, dann rechts zur gelben bei Cuza Voda. Die geteerte Straße endet in einer Sackgasse. Obwohl ich ca. 50-70 m entfernt bin, kommen zwei scharfe Wachhunde aus dem Kolchosenbetrieb heraus, mache sofort eine Kehrtwendung und Vollgas zurück, trotz Zurückpfeifens haben die Hunde die Distanz in Nullkommanix überwunden, mit meinem Ultraschall-Hundeschreck (gibt's bei Firma Krauss Elektronik GmbH) kann ich mir den hartnäckigsten Hund ca. 3-4 m vom Leibe halten. Dann finde ich einen Feldweg zum nächsten Ort. Weiter nordwärts einer gelben wenig befahrenen Strecke entlang. Braila ist relativ uninteressant, fahre noch die restlichen 20 km nach Galati weiter - bei sinkender Kilometerleistung. Ankunft um 19.30 Uhr - 149 km - etwas geschafft und k.o. Übernachtung im Hotel Faleza direkt an der Donau und Abendessen am Schiff. Die Zimmer sehr durchschnittlich, EZ für 30 Euro auch nicht gerade billig, aber was soll's nach diesem anstrengenden Tag.

Galati
Bei der Stadteinfahrt Galati gehts gleich mal einen Hügel hinauf, oben warten dann drei kommunistische Plattenbauten - nächtliches Flair am Schiff auf der Donau

Samstag, 24. 5. 2008 - 73 km

Um 9 Uhr geht's zur Stadtbesichtigung. Nach der anstrengenden gestrigen Fahrt wird's heute mehr eine Bummeletappe. Nordwärts, anfangs Gegenwind, Hügel rauf - Hügel runter, großteils sonnig, ca. 30 Grad C. Später immer wieder rumänische Grenzpolizei, die moldawische Fahrzeuge kontrolliert. Stehenbleiben und eine längere Hitze-Mittags-Pause ist leider nicht möglich - sofort sind hunderte Mücken auf meinen heißen, freiliegenden Körperteilen (um Missverständnissen vorzubeugen, ein Leiberl hatte ich schon an).

Oancea
Zwischendurch gibt es immer wieder Dorfbrunnen für erfrischende Abkühlungen, die Dorfbewohner holen hier ihr Trinkwasser - ich genieße das klare kühle Wasser und trinke in Moldawien viel aus verschiedenen Brunnen - alles ohne Probleme!!

Bei Oancea Grenzübertritt, auf der rumänischen Seite ruckzuck, in Moldawien dauert es doch 40 Minuten - zuerst warten am Balken, es sind immer nur 3-4 Autos bei der Abfertigung. Kein Visum mehr nötig, nur Stempel im Pass. Leider Fotografierverbot, kein Foto Fahrrad mit Tafel „Republik Moldova“, dafür ein schnelles verdecktes Foto von der Tafel alleine. Nach den Grenzformalitäten radle ich weiter nach Cahul, wo ich um 17 Uhr eintreffe. Cahul ist zwar die drittgrößte Stadt Moldawien (eigentlich richtig: Republik Moldau), interessant ist aber nur die Hauptstraße. Über Wegweiser bin ich bei der Luxus-Pension Green House gelandet. Zimmer mit Frühstück für mich nach etwas Verhandeln 19 Euro (Preise für Einheimische und für Ausländer). Der Pensionsbesitzer ist sehr nett und kann ein paar Worte Deutsch, da er in Deutschland arbeitete (ohne Papiere, ein Arbeitsvisum kostet für die EU 4000 Euro - das wurde mir von anderer Seite auch bestätigt). In der Stadt wird nur Russisch gesprochen, Englisch ist eine Rarität. Abendessen in einem Lokal am Park, warme Fleischhauptspeise mit Salat und Getränk um 4 Euro.

Cahul
Verbotenes Foto an der moldawischen Grenze - Cahul - Fahrt Richtung Norden

Sonntag, 25. 5. 2008 - 131 km

Aufbruch um 8.40 Uhr ins Zentrum, Besuch des Marktes, Obst und vor allem eine gute Straßenkarte, Auflage 2008, 1:250.000 erstanden. In Moldawien arbeitende amerikanische Hilfskräfte vom Peace Corps getroffen, die mir Tipps für Hotels in Städten auf der Route Hincesti/Cimislia geben, was aber dann nicht hält. Abfahrt aus Cahul 9.45 Uhr nordwärts Richtung Cantemir. Ein ca. 10jähriger Bub fährt eine kurze Strecke mit mir, fasziniert von meinem Tacho, immer wieder schaut er rüber. Super sind in Moldawien die Brunnen - Hausbrunnen, aber großteils sogar Gemeinschafts-Dorfbrunnen, wo sich die Moldawier mit Kübeln ihr Wasser holen. Das Wasser ist glasklar, auch ich trinke aus den Eimern an der Kette, fülle meine Trinkwasser-Vorräte immer wieder auf und schütte den Rest über meinen „Hitzkopf“ - supertoll. Auf der Strecke Schafherden, Kühe, Pferde und etwas Weinanbau, die Straße wird rustikaler, aber noch gut zu fahren, wenig Verkehr.

Manchmal überhole ich auch einen Pferdekarren, aber einen hat der Ehrgeiz dann gepackt, er überholt mich wieder im Galopp, ich behalte meine normale Geschwindigkeit bei, bald picke ich wieder hinten drann, überhole wieder, er gibt den 2 Pferden die Peitsche, doch diesmal starte ich allerdings auch durch. Das Wettrennen ist lange ausgeglichen und er hinter mir (so soll's auch sein), ich will mich aber nicht verausgaben bei der Hitze und am kürzeren Ast sitze ich auch.

Die nächste Brunnenerfrischung ist umso angenehmer, dort werde ich von einem jungen Moldawier angesprochen, der mich an eine Gruppe weiterreicht, zu einem deutschsprechenden Einheimischen, der auch ohne Papiere in D gearbeitet hat. Auf der Weiterfahrt stelle ich dann meinen heurigen Geschwindigkeitsrekord auf: 61,6 km/h auf abschüssiger, gut asphaltierter moldawischer Straße. Gleich danach komme ich in einen ordentlichen Gewitter-Regen. Von Iagara links Richtung Sarata Noua, dann rechts Richtung Hincesti, noch 45 km (und schon 85 km gefahren) - seufz, was tut man nicht alles für ein (vermeintliches) Hotel. Immer wieder geht's schnurgerade Hügel rauf und runter - und der nächste wartet schon.

Mein einzig unangenehmes Erlebnis: Ich werde von einem Auto mit zwei Burschen aufgefordert zu halten, fahre aber trotzdem weiter. Der Motor stirbt ihnen ab und dann fahren sie 20 m vor und halten. Bleibe auch stehen, da ich mit dem Fahrrad keine Chance habe. Sie wollen ein Handy bzw. Ersatzteile - „No Handy“, dann meinen Fahrrad-Helm - „No sorry“. Da doch immer wieder Autos vorbeifahren verabschiede ich mich mit „bye“, was akzeptiert wird. Mein Geld ist übrigens an fünf Stellen am Körper.

Ab km 130 wird es etwas zacher, den letzten steilen Anstieg nach Hincesti schiebe ich. 19.30 Uhr Tankstellenstop um nach dem Hotel zu fragen. Kein Hotel. Die Crew ist sehr bemüht und nach einer Stunde fahren sie mich mit dem Lada in ein 9 km entferntes Restaurant mit Gästezimmern, versteckt im Wald. Abendessen: Beefsteak um 6 Euro, Zimmer um 22 Euro.

Moldawien
Hügelige Landschaften - meine hilfsbereite Tankstellen-Crew

Moldawien
In einen Lada passt sogar ein Fahrrad - ein Überbleibsel aus dem 2. Weltkrieg als Deko im Garten des Restaurants

Teil 1 - Bukarest - Chisinau Teil 2 - Moldawien / Republik Moldau




















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