Abenteuerreisen
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Radtour 2008
Bukarest - Chisinau - Tiraspol - Odessa - Donaudelta

Rumänien/Moldawien/Transnistrien/Ukraine
22. 5. - 8. 6. 2008


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Montag, 26. 5. 2008 - 52 km - Chisinau

Heute ist es bewölkt, sehr windig und kalt, 15° C. Zurück 9 km nach Hincesti - da kein Streckenabschnitt fehlt durch die Autofahrt, ist mein Radler-Ehrgeiz gerettet. Bis Chisinau ein ständiges auf und ab, um 13 Uhr vor den Toren der Stadt, Picknick in einem zentralen Park, danach kurze Stadtrundfahrt. Viele westliche Automarken: neue Mercedes, BMW, Audi, VW Tuareg, Passat - vielleicht findet manch einer sein Auto dort wieder. Da in anderen Rad-Reiseberichten über die Frauen in Moldawien geschrieben wurde: sie sind ganz normal, die jungen Frauen in Chisinau sind hergerichtet und einen Hingucker wert, nicht anders als bei uns.

Chisinau
Irgendwo dort am fernen Horizont sollte Chisinau liegen - Stadteinfahrt

Im Hotel Tourist habe ich ein einfaches Kommunistenzimmer um 25 Euro ohne Frühstück gefunden, für die „Unterbringung“ des Fahrrads am Parkplatz war noch extra zum Zahlen!! Nach dem Internet-Café Bummel durch die Stadt und zwei nette Mädels - Cristina und Hellen - kennengelernt und auf einen Kaffee eingeladen, gemeinsam einen lustigen Abend verbracht. Zurück um 23 Uhr im Hotel werde ich vom Security-Mann gefragt „Do you like beautiful girls?“ - „Yes“, lehnte aber sein weiteres Angebot ab.

Chisinau
Cristina und Hellen. Rechts mein Kommunistenzimmer im Hotel Tourist.

Dienstag, 27. 5. 2008 - 76 km

Ab 9 Uhr ausgiebige Stadtrundfahrt, rund um den Boulevard diverse Regierungsgebäude, ein Schauspielhaus und einen modernen Bahnhof. Schwierig ist es, Postkarten zu finden, Kioske nein, werde dann in einer Buchhandlung fündig, Qualität na ja. Zum einzigen Postamt für Briefmarken, lange Schlangen, die Karten bekomme ich frankiert wieder, sind selbst in eine Box in der Halle einzuwerfen. Von den fünf Karten kommen übrigens nur zwei an!

Chisinau
Obligates Foto vor dem Parlament - rechts ein altes Gebäude im k.u.k.-Stil

Chisinau
Kontrast zwischen neuen Bankgebäuden und alten, verfallenden Plattenbauten

Um 12.45 Uhr breche ich Richtung Norden auf, mehrspurige Ausfallsstraße, hügelig, viel Verkehr. Vor Orhei rechts nach Orhei Vecci / Ivancea - 15 km. Idyllische Landschaft mit einem sich dahinschlingenden Flüsschen, umringt von Hügelketten. Die geteerte Straße rechts hinunter zu einem neuen Hotel-Café, Zimmer um 25 Euro, es wird Englisch gesprochen. Am Fußweg gehts dem Kamm entlang zum alten Höhlenkloster mit zwei Mönchen.

Kloster Orchei Vecci
Wallfahrtskirche mit altem Höhlenkloster in Orhei Vecci

Mittwoch, 28. 5. 2008 - 75 km

In der Nacht hat es geregnet, daher gemütlicher Aufbruch um 9.30 Uhr - wieder zurück zur Hauptstraße und weiter Richtung Norden nach Orhei und Richtung Rezina. Die Straße wird frisch asphaltiert, später ist die alte Fahrbahn nur eineinhalb Fahrspuren breit geteert und beidseits mit breiten Schotterstreifen. Immer ständiger leichter Gegenwind. 20 km vor Rezina biege ich rechts ab zum Kloster (Monasterie) Tipova, schon nach kurzer Zeit fahre ich die restlichen 12 km auf Schotter-/Lehmpisten ins tiefste Moldawien. Aber es hat sich ausgezahlt: Das Felsenkloster liegt idyllisch hoch über dem Nistru. 15.30 Uhr Ankunft und den Naturpark rundherum genießen. Im „Neubau“ des Klosters kann ich ausnahmsweise übernachten, die zwei Mönche und der Fahrer können nur Rumänisch und Russisch. Es gibt ein einfaches Land-Abendessen und dazu leeren wir zu viert eine kleine Flasche Wodka.

Kloster Tipova
Hauptstraße und rechts die Abzweigung zum Kloster Tipova

Kloster Tipova
Wunderschöner Naturpark mit dem Felsenkloster hoch über dem Fluß Nistru

Donnerstag, 29. 5. 2008 - 56 km

Frühes Aufstehen und Überreichen einer Spende für das Kloster.
Bei Morgenlicht schaue mir das Felsenkloster nochmals an und genieße die schöne Stimmung. 10 Uhr Aufbruch, auf der Schotterstraße wieder zurück. Auf der Hauptstraße Richtung Rezina - auf und ab - Gegenwind - scheint in Moldawien immer so zu sein. Ca. 30° C heute. Rezina ist uninteressant.

Mache einen kurzen Abstecher nach Ribnita/Transnistrien und bekomme ohne Bezahlung ein 10-Stunden-„Visum“. Mit dem Fotografieren sind sie sehr heikel, am kleinen Bahnhof mit den alten Loks wurde ich zweimal vertrieben, zuletzt von einer Lok lautstark „niedergepfiffen“ - es hätte sooo schöne alte Lokomotiven gegeben. Nach etwas über einer Stunde Stadtrundfahrt zurück zur Grenze, Ausreisezettel herzeigen. Der Zöllner fragt mich nach Fotos und meint, er würde gerne seine Stadt sehen - Fangfrage? Fotos am Display schauen - das Eisenbahnfoto war Gott-sei-Dank weiter hinten. Auf der Brücke zurück in die Republik Moldau, dort gibts dann noch ein heiteres Gespräch übers Radfahren in Moldawien.

Ribnita Transnistrien
Alte Lok am Bahnhof in Ribnita/Transnistrien - transnistrische Flaggen

Ribnita Transnistrien
Großer Fahnenständer im alten Sowjet-Look - heimliches Foto zurück zum Grenzübergang Ribnita/Transnistrien

Rezina
Lustige moldawische Grenzer mit Witzen über das Auf und Ab der moldawischen Straßen - rechts ein altes Sowjet-Relik als moldawisches Denkmal vor Rezina

Weiter auf einer schmalen Straße den Fluß Nistru entlang zur Klosteranlage Saharna. Gleich bei meiner Ankunft um 16 Uhr frage ich in Zeichensprache nach einer Schlafgelegenheit, es wird ein 10-Betten-Schlafsaal in einem Gästehaus, ohne Bad, Plumps-Steh-Klo ohne Licht draußen. Nach einem einfachen Kloster-Abendessen klettere ich in den umliegenden Hügeln herum. Da keine Dusche vorhanden ist, wandere ich zu den kleinen Kaskadenwasserfällen nach hinten und nehme eine schon nötige abendliche Freilanddusche. Saharna ist ein großer Wallfahrtsort für die Einheimischen.

Kloster Saharna
Fahrt entlang des Grenzflusses Nistru zum idyllisch gelegenen Kloster Saharna

Kloster Saharna
Klosteranlage Saharna inmitten von Hügeln - mein Pilger-Schlafsaal

Kloster Saharna
Rechts gibts für mich um 8 Uhr abends eine Freilanddusche

Freitag, 30. 5. 2008 - 62 km

5 Uhr Tagwache - ein Mönch dreht das Licht auf, teilweise stehen einheimische Pilger auf, Licht ab und um 7 Uhr mit dem Rest aufstehen. Kurzes Vorbeischauen bei der Klosterkirche und Hinterlegen einer Spende. Um 8.15 gehts los nach Rezina. Um noch eine Besichtigung der Weinkellerei Cricova mitzumachen (Wochenende geschlossen), nehme ich den Bus um 40 Lei (2,50 Euro) für 80 km. Vor der Weinkellerei dann warten auf die nächste Führung.

Plötzlich, welch Überraschung, fährt ein österreichischer Kleinbus heraus. Der Senior-Chef des Reisebüros Traunwieser aus Seekirchen/St. Gilgen ist mit einer kleinen Reisegruppe in Moldawien unterwegs.

Und was mich nach meiner Heimkehr besonders freute - man kann auch in Moldawien Kunden gewinnen: ich darf die interessanten Reiseangebote des Reisebüros Traunwieser in neuer Katalogform gestalten.

Die Führung dauert dann von 15 bis 17 Uhr, ich bekomme vom Guide und einem Besucher aus Bukarest etwas Englisch übersetzt: ca. 120 km Gangsystem, über eine Million Flaschen, Sammlung sehr alter Weine (der Goldschatz Moldawiens) aus Sowjetzeiten, unterirdisch dann viele Prunkräume in unterschiedlicher Themengestaltung - für VIP-Empfänge.

Ab 17 Uhr muss ich mich sputen, um noch das Kloster Capriana zu erreichen. Auf der M14 Richtung Balti, gut zu fahren, sehr wenig Verkehr. Dann eine superlange Abfahrt ins Tal nach Straseni, die ich aber wenig später wieder mit einem 9 km langen Anstieg büssen muss. Ich kann gerade noch die letzten Sonnenstrahlen für schöne Fotos der idyllisch gelegenen Klosteranlage nützen. Übernachtung in einem 11-Bett-Schlafsaal im neu renovierten Gästehaus - mit Bad (kaltes Wasser) und WC !! Bekomme auch noch ein Abendessen, eine kleine Klosterführung - und die Zelle meines Guides zu sehen - samt einer Einladung in seiner Zelle zu nächtigen. Sind denn alle Mönche schwul? Das ist schon die zweite „Einladung“ nach dem Abt vom Kloster Tipova zwei Tage zuvor - und meine dritte bekomme ich dann noch im Donaudelta von einem französischen Tramper. Offensichtlich sind die durchtrainierten Radlerbeine sehr anziehend ...

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